Orthopädische Schuhe nach Maß
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Schritt für Schritt
Wann sind Maßschuhe indiziert?
Ein sehr häufig auftretendes Krankheitsbild für die Notwendigkeit, stellt das diabetische Fußsyndrom, mit teilweise massiven, rezidiven Wunden und Fußdeformitäten dar. (DFS)
In erster Linie ist es äußerst wichtig, die Diagnose im Frühstadium zu erkennen, um mit der Therapie zu beginnen. Begleitsymptome sind im Anfangsstadium, mögliche Einlagerung von Lymphflüssigkeit in den Gliedmaßen. Das bedeutet, durch Anschwellung (Ansammlung von Wasser) vorwiegend im Fuß und Unterschenkel werden konfektionierte Schuhe zum Problem. Es entstehen massive Einschnürungen oder gar offene Wunden, die oftmals eine aufwändige und langwierige Versorgung erfordern. Mit diesen Symptomen ist es notwendig, kurzfristig auf spezielle Therapie- und Verbandschuhe, nach Anweisung des behandelnden Arztes, auszuweichen. Schmerzzustände, Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen (Polyneuropathie), treten häufig als Begleiterscheinung und auffälliges Indiz auf. Druckstellen oder Störfaktoren, die Schäden am Fuß provozieren könnten, werden vom erkrankten Menschen nicht mehr wahrgenommen. Das Schmerzempfinden ist gestört, somit besteht die Gefahr von Verletzungen beim barfuß gehen oder selbst durch Unebenheiten im Schuh.
Entstandene Wunden erfordern viel Geduld und Aufwand im Heilungsprozess, der sich mitunter Monate oder Jahre hinziehen kann. Kommt es infolge der Erkrankung zu fortschreitenden Deformitäten der Füße, oder Instabilität der Gelenke, sollte die Anfertigung orthopädischer Schuhe nach Maß, in Betracht gezogen werden.
Neben dem diabetischen Fußsyndrom kommt der orthopädische Schuh bei Rheumatischen Erkrankungen, Fußdeformitäten, z.B. Klumpfuß, Sichelfuß. starker Hallux Valgus, Krallenzehen, übermäßige Beinlängendifferenzen, Lähmungen oder als Orthesenschuh zum Einsatz.
Wer entscheidet über die richtige Versorgung?
Wichtige Informationen zur erforderlichen Therapie und Versorgungsmöglichkeit erfahren Sie durch den behandelnden Arzt, Therapeuten, Orthopädietechniker und Orthopädieschuhtechniker. Neben einer Vielzahl von therapeutischen Maßnahmen, steht die optimale Entlastung und Bettung der betroffenen Extremität, zur Erhaltung der Mobilität im Vordergrund. Eine Schuhzurichtung oder Einarbeitung von individuellen Bettungseinlagen im vorhandenen Konfektionsschuh kann zeitweise, funktionell ausreichend sein.
Das Diabetesnetzwerk Köln sichert unseren Patienten eine optimale Versorgungsqualität im Rahmen der beteiligten Ärzte, Therapeuten und Medizinprodukteberater.
Wer übernimmt die Kosten?
Orthopädische Maßschuhe sind verordnungsfähig durch den Facharzt und werden nach Genehmigung durch die Krankenkasse, unter Abzug eines Anteiles der Eigenkosten, in Höhe von 76,-€ pro Paar Straßenschuhe übernommen. Werden Hausschuhe angeordnet, liegt der Eigenanteil bei 40,- €. Zuzüglich fallen max. 10,- € gesetzliche Zuzahlung an, soweit keine Befreiung vorliegt. Die Eigenkosten sind gerechtfertigt, durch die notwendige Anschaffung von Schuhwerk in jeder Form. Diese Regelung betrifft auch die Versorgung mit Semiorthopädischen Schuhen, bei entsprechender Indikation.
Der Anspruch für diese speziellen Schuhe gilt für 2 Paar Straßenschuhe (Sommer/Winter) und ein paar Hausschuhe, im Abstand von 2 Jahren. Vorausgesetzt die Schuhe sind in der Passform einwandfrei und medizinisch funktionell. Ist eine Änderung oder Nachpassung an vorhandenen Maßschuhen nicht mehr möglich oder unwirtschaftlich, ist eine Neuanfertigung, nach neuem Leisten erforderlich.
Maßnahme & Beratung
In der Regel liegt eine Verordnung des behandelnden Facharztes vor.
Unsere qualifizierten Orthopädietechniker oder Medizinprodukteberater erkennen auch in anderen Zusammenhängen, die Notwendigkeit individueller Fußversorgungen. Nach Anamnese und Beratung erfolgt die Maßnahme, durch die Abnahme eines Gipsabdruckes oder Formabdruckes, genauer Maßpunkte der Füße und einer Fotodokumentation. Ein digitaler Fußscan und der Abdruck mit Blaupause dient zur Feststellung des punktuellen Belastungsdruckes und zur Dokumentation beim Kostenträger.
Leistenbau
Die Anfertigung des Schuhleistens ist notwendig zur Fertigung des Schuhschaftes. Aufgrund der vorhandenen Maße und Scanabdrücke wird ein digitaler Fußleisten konstruiert und gefertigt. Eine klarsichtige stabile Folie, wird thermoplastisch über den Leisten gezogen und dient als Probeschuh.
1. Anprobe mit Probeschaft
Der transparente Schaft macht sichtbar, wie sich die Passform des Schaftes aktuell darstellt. Offensichtliche Druckpunkte werden gekennzeichnet und am vorhandenen Leisten weiter bearbeitet. Dazu wird Material auf den Leisten aufgetragen, oder durch die Schleifmaschine entfernt. Diese Arbeit erfordert viel Geschick und Sachverstand. Sie ist maßgebend für einen korrekt passenden Schuh.
2. Anprobe mit Modell- & Designauswahl
Die 2.Anprobe erfolgt mit geändertem, modifiziertem Leisten. Erst, wenn erkennbar ist, dass eine vollständige Entlastung der Fußstruktur erreicht werden kann, geht es an die Herstellung des Schuhschaftes. Die Auswahl des Schuhmodelles mit der gewünschten Material- und Farbwahl liegt in Ihrem Ermessen. Ein orthopädischer Schuh darf gern mit modischen Akzenten, in sportlichem Design oder peppig im Auftreten sein. Schließlich sollte der Schuh auch gern getragen werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
So wird ein Schuh draus.
Die Leisten aus Buchenholz sind gefertigt und liefern die Grundlage der Maßschuhe.
Im Tiefziehverfahren wird die erhitzte Folie für Probeschäfte über den Leisten gezogen.
Nach dem Erkalten kann die Folie vom Leisten entfernt werden.
Der klarsichtige Probeschaft für die erste Anprobe ist erstellt.
Mit diesem klarsichtigen Probeschuh werden mögliche Druckpunkte sichtbar und entsprechend gekennzeichnet.
Der Leisten wird nun nachgepasst und
in den notwendigen Bereichen mit Korkplatten aufgearbeitet.
Zur weiteren Bearbeitung bekommt der Leisten durch Meisterhand einen exakten Formschliff, unter Berücksichtigung der gewonnenen Maßvorgaben.
Nach erfolgter Änderungen werden erneut Probeschuhe auf den Leisten gezogen. Die 2. Anprobe wird geplant.
Schaftbau
Die Anfertigung des Schuhschaftes erfordert filigrane Detailarbeit. Ausschließlich hochwertiges Leder, oder textile Materialien, finden Verwendung für Ihre angefertigten Maßschuhe. Ob eingefärbtes, naturfarbenes, geprägtes Leder, mit Narbenstruktur oder feinstes Glattleder- wählen Sie, was Ihnen gefällt! Die Verschlüsse sind entweder schnürbar, oder mit Klettverschlüssen, für eine leichte Handhabung und ausreichende Verstellmöglichkeit vorgesehen. Auch die Einarbeitung eines Reißverschlusses lässt sich realisieren. Praktische Details ermöglichen eine bequeme und sichere Handhabung. Unsere Fachberater helfen gern, bei der Lederauswahl und Farbkombination abgestimmt auf Ihre Garderobe.
Bettungsbau
Im nächsten Schritt, erfolgt der Bettungsbau. Eine Arbeitsbettung wird mit Brandsohle unter den Leisten gebaut. Bei knöchelübergreifenden Schuhen werden stützende und korrigierende Hinterkappen über den Leisten gefertigt. Nun werden die Hinterkappen in den Schaft eingearbeitet. Die Vorderkappe schützt die Zehen und wird mit dem gezwickten Futterleder verklebt, nun der Schaft über den Leisten befestigt.
Sohlenkonstruktion
Vor der endgültigen Fertigung des Schuhbodens wird der Rahmen, Gelenkstücke, Ausballung, oder eine Sohlenversteifung, angelegt. Die Sohle wird ebenfalls individuell, mit Absatz in passendem Material, mit Ausputz und Finish, gestaltet.
Beim Ausleisten wird der Schaft vom Leisten abgenommen. Die Grundlage der Fußbettung wird individuell gepolstert und nach Bedarf, mit Leder- oder Lederersatz bezogen.
Fertig zur Abgabe
Bei der Laufprobe mit den neuen Schuhen zeigt sich, wie gut die Entlastung und das Gangbild optimiert werden konnten. Maßgefertigte Schuhe benötigen, wie jeder andere neue Schuh, eine Einlaufzeit. Sie sollten bei der ersten Versorgung kurzzeitig eingelaufen werden. Ein Kontrolltermin zur Überprüfung der Belastungszonen auf der Bettung, ist sinnvoll und erforderlich, um die Funktionalität des angefertigten Schuhwerkes langfristig zu garantieren.
Wir wünschen viel Freude an Ihren hochwertigen, handgefertigten Schuhen aus unserer Orthopädie- Manufaktur.
Bleiben Sie gut zu Fuß!
Hochelastische Bettungsmaterialien sind der Garant für die funktionelle Entlastung und Weichbettung der Innensohle.
Im thermoplastischen Verfahren werden die Polstermaterialien der Leistenform angepasst.
Unterschiedlichen Shorehärten werden schichtweise aufgearbeitet und miteinander verklebt.
Die Bettungseinlage bekommt einen Formschliff und wird unter dem Leisten angepasst.
Eine Arbeitsbettung wird mit Brandsohle unter den Leisten gebaut und dient als Aufnahme und Verstärkung für den Unterbau.
Eingearbeitete Verstärkungskappen stabilisieren den Schaft und wirken einer Fehlstellung des Fußes entgegen. Sie können in unterschiedlichen Bereichen eingearbeitet werden.
Die fertige Bettung mit Brandsohle wird exakt auf den Leisten gearbeitet.
Der fertige Schaft wird fachmännisch auf den Leisten gezogen und unterseitig "gezwickt".
Das heißt auf der Brandsohle faltenfrei genagelt oder getackert und anschließend verklebt um eine optimale Passform zu gewährleisten.
Der Maßschuh nimmt Form an und die Aufnahme für die Sohlenkonstruktion erfolgt. Nun kann der Unterbau des Leistens erfolgen.
Dem Krankheitsbild entsprechend, kann die Sohle ganz oder teilweise versteift werden und erhält einen Formschliff, als Abrollsohle, abhängig von der erforderlichen Funktion.
Abschließend erfolgt der Endschliff und das Aufarbeiten der Laufsohle.
Der Schuh wird abschließend mit Pflegemittel behandelt und ist zur Abgabe bereit.
Anregungen zu Gestaltung Ihrer Maßschuhe